Herbst
Sinkende Temperaturen, immer kürzer werdende Tage und das bunte Farbenspiel der Wälder machen unmissverständlich deutlich: der Herbst hat Einzug gehalten und mit ihm eine Zeit der Veränderung und Vorbereitung. So wie sich die Natur auf den Winter vorbereitet, stehen auch für unsere Bergbauern wieder viele Arbeiten bevor. Letzte Schwendarbeiten werden durchgeführt und Berghütten werden saniert, um sie für die rauen Witterungsbedingungen zu rüsten. Auch für die Tiere auf der Alm ist der Almsommer nun zu Ende. Sie werden beim traditionellen Almabtrieb zurück auf die Weiden im Tal geführt, ehe sie dann den Winter im vor Witterungseinflüssen geschützt im Stall verbringen. Dazu werden auch am heimischen Hof noch notwendige Instandhaltungsmaßnahmen. Einmal mehr zeigt sich der Herbst für die Bergbauern als eine Zeit des Übergangs und der intensiven Pflege ihrer Höfe und der Natur.
Klaus Schreyer –
Almflächenpflege ΔΔ
Um die Flächen nutzbar zu halten und ein Zuwachsen der Bergwiesen zu verhindern, ist eine permanente Pflege nötig. Im steilen und waldigen Gelände ist dies eine äußerst anspruchsvolle Arbeit. Bei Klaus Schreyer helfen viele Freunde mit, die sich in Gruppen aufteilen, um der gewaltigen Aufgabe Herr zu werden
Schwenden
Brotzeit für einen langen Tag beim Schwenden ΔΔ
Verbrennen der Schwendhaufen
Wie wir im Sommer gezeigt haben, ist das sogenannte Schwenden notwendig für den Erhalt und Schutz der Almflächen. Klaus Schreyer und seine Freunde fällen und zerkleinern dafür ausgewählte Bäume und häufen Äste und schwere Baumstücke aufeinander. Nach etwa zwei bis drei Wochen werden diese Schwendhaufen dann verbrannt. Der Abtransport wäre schlicht nicht wirtschaftlich, da er wegen der Unzugänglichkeit des Geländes nur zu Fuß oder per Helikopter möglich wäre. Das Abbrennen verhindert neben dem erneuten Verwuchern der Flächen durch die Schwendhaufen außerdem, dass sich Schädlinge im Schwendmaterial einnisten und den angrenzenden Wald befallen. Kommt es zum Verbrennen, müssen das Vorhaben vorab offiziell gemeldet, strikte, gesetzliche Vorschriften eingehalten und umliegende Feuerwehrleitstellen informiert werden. Andernfalls könnten das Feuer und die massive Rauchentwicklung unnötige Rettungseinsätzen auslösen.
Die gefällten Bäume werden am steilen Hang zerteilt und auf Haufen zusammengetragen ΔΔ
Klaus Schreyer –
Abbrennen ΔΔ
Da die Hänge zu steil und zu weit von Infrastruktur entfernt sind, muss das Holz abgebrannt werden, um Käferbefall und weiteren Wildwuchs zu vermeiden. Die Kunst ist es, den genauen Zeitpunkt zu finden, wenn das Holz trocken genug, aber der Boden noch leicht feucht ist, um keinen Flächenbrand zu entfachen.
Die Holzhaufen werden unter Aufsicht verbrannt, da das Holz nicht abtransportiert werden kann ΔΔ
Gebäudepflege & Neubau
Witterungsbeständigkeit und zukunftsfähige Strukturen
Die Gebäudepflege in den Bergen stellt eine ständige Herausforderung dar, da die Witterung in höheren Lagen deutlich rauer ist als im Tal. Regelmäßige Sanierungsarbeiten sind daher unvermeidlich, besonders an den Dächern, die etwa alle 20 Jahre neu gedeckt werden müssen. Auch die Wetterseiten der Hütten müssen gut geschützt werden. Familie Mayr setzt dabei auf Tannenschindeln aus dem eigenen Wald. Dank ihres Sägewerks und der handwerklichen Ausbildung des Sohnes können sie die Arbeiten in Eigenregie durchführen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Stallpflege: Böden und Wände werden regelmäßig mit heißem Wasser gereinigt, um Hygiene zu gewährleisten. Familie Hölzl hat darüber hinaus ihren alten Stall in einen Laufstall umgebaut, der den Tieren mehr Platz und besseren Zugang zum Freigelände bietet. Trotz der hohen Eigenleistung bleibt die finanzielle Belastung groß und hinterlässt eine gewisse Unsicherheit, die auch durch sich häufig ändernde gesetzliche Vorgaben verstärkt wird.
Axel Riecke: Ein neues Dach gehört zu den aufwendigen Arbeiten zum Erhalt einer Alm ΔΔ
Markus Mayr –
Instandhaltung ΔΔ
Zum Erhalt der Almen gehört auch die Pflege und Instandhaltung der Hütten. Das Schindeln muss zum Glück nur alle paar Jahre gemacht werden. Gut, wenn der Sohn gelernter Zimmerer ist
Andrea Maurer beim Reinigen des Kälberstalls ΔΔ
Der Hof von Regina Hölzl ΔΔ
Regina Hölzl hat sich für einen Laufstall und einen Melkstand entschieden und beim Umbau viel Eigenleistung eingebracht ΔΔ
Almabtrieb
Der Abschied vom Almsommer
Der Almabtrieb markiert das Ende des Sommers für Bergbauern und ihr Vieh – eine tief verwurzelte Tradition. Bei Familie Leitner, die zwei Almen bewirtschaftet, folgt der Almabtrieb einem gut organisierten Weidezyklus: Die Jungtiere starten im April auf der tiefergelegenen Niederalm, ziehen dann auf die Hochalm und kehren im Spätsommer auf die Niederalm zurück, bevor sie zurück ins Tal gebracht werden. So wird jede Alm optimal abgeweidet. Der Abtrieb, meist Ende September, erfordert die Unterstützung der ganzen Familie sowie mehrerer Helfer. Wetter, Futterbestand und Wasserquellen auf der Alm beeinflussen hierbei den genauen Zeitpunkt. Die festliche Schmückung der Tiere, ursprünglich ein Zeichen für einen unfallfreien Sommer, ist Teil dieser Tradition. Der Almabtrieb ist im Alpenraum ein kulturelles Ereignis, das die Verbindung von Mensch, Tier und Natur feiert.
Die Tiere von Regina Hölzl müssen beim Almabtrieb vom großen Gebiet der Moosenalm auf 1590 Meter ü.d.M. in der Nähe des Schafreuter erst noch geholt werden ΔΔ
Regina Hölzl –
Almabtrieb ΔΔ
Wenn die Tiere nach einem langen Sommer auf der Alm wieder zurück ins Tal kommen, ist das für alle Beteiligten eine große Sache. Nicht immer spielt das Wetter mit
Das Wetter kann man sich nicht aussuchen: Almabtrieb von Regina Hölzl im Regen ΔΔ
Sepp Jackl –
Gemeinschaft ΔΔ
Mehrere Landwirte bewirtschaften die Sudelfeld Alm und müssen sich gut koordinieren: Da der Weg für den Almabtrieb zu weit ist, werden die Tiere transportiert. Schon am Tag zuvor holt Senner Erich die Tiere von Landwirt Jackl
Christian Seebacher –
Laufstall ΔΔ
Nachdem die Flächen um seinen Hof durch die Lage im Dorf immer schwieriger zu erreichen waren, hat sich Christian Seebacher für einen Laufstall außerhalb entschieden
Melken
Traditionelles Melken im Stall
Das traditionelle Melken im Stall erfordert, dass der Bauer von Kuh zu Kuh geht und das Melkgeschirr direkt ansetzt. Diese Methode ermöglicht engen Kontakt zu den Tieren, wodurch gesundheitliche Probleme wie Euterentzündungen schnell erkannt werden. Die Nähe schafft zudem eine besondere Beziehung zwischen Bauer und Tier, die viele Landwirte schätzen. Allerdings ist diese Art des Melkens körperlich belastend, da man oft in gebückter Haltung arbeitet. Das schwere Melkgeschirr muss zudem regelmäßig gereinigt werden, was zeitaufwendig ist. Trotz der emotionalen Verbundenheit ist das Melken im Stall durch diese Faktoren anstrengend und arbeitsintensiv.
Auch Michi Maurer jun. hat einen sehr guten Zugang zu den Tieren ΔΔ
Melkstand – eine effizientere Variante
Der Melkstand bietet deutliche Vorteile in Effizienz und Ergonomie. Hier können mehrere Kühe gleichzeitig gemolken werden, was den Prozess stark beschleunigt. Regina Hölzl melkt etwa sieben bis acht Kühe auf einmal und spart so bis zu zwei Drittel der Zeit im Vergleich zur traditionellen Methode. Da man im Stehen arbeitet, ist die körperliche Belastung geringer. Der Melkstand erfordert jedoch hohe Investitionen und ausreichend Platz. Zudem muss in der Regel ein Laufstall vorhanden sein, damit die Kühe problemlos Zugang haben. Trotz der Effizienzvorteile ist der Bau eines Melkstands deshalb meist von wirtschaftlichen Faktoren und langfristigen Zielen abhängig.
Regina Hölzl –
neuer Melkstand ΔΔ
Regina Hölzl ist mit dem neuen Melkstand sehr zufrieden. „Meine ‚Mädels‘ haben nur knapp eine Woche gebraucht, um den neuen Ablauf zu lernen.“
Nebenerwerb
Eine wichtige zusätzliche Einkommensquelle
Für viele Bergbauern mit kleinen Höfen ist der Nebenerwerb unverzichtbar. Das Leben in den Bergen ist nicht nur hart, sondern wirtschaftlich herausfordernd und die Landwirtschaft allein reicht oft nicht aus, um den Lebensunterhalt zu sichern. Familie Seebacher setzt deshalb neben der Viehwirtschaft auf den Obstbau. In ihrem Hofladen werden neben Obst auch Säfte und Fruchtaufstriche verkauft. Auch der Tourismus spielt eine wichtige Rolle: Fremdenzimmern und Ferienwohnungen sind eine beliebte, zusätzliche Einnahmequelle. Andere Familien betreiben zudem eigene Gewerbe oder gehen anderen Berufen nach. Familie Riecke beispielsweise betreibt noch einen eigenen Garten- und Landschaftsbau, Familie Mayr ein eigenes Sägewerk und Regina Hölzl ist in der Futterberatung tätig. 12- bis 14-Stunden-Tage, auch am Wochenende, sind deshalb keine Seltenheit.
Agnes Seebacher führt den eigenen Hofladen, der seit 1950 besteht, mit viel Einsatz und Ideen weiter ΔΔ