Die zusätzliche Säule für unsere Bergbauern
Für viele Bergbauern ist der Nebenerwerb eine unverzichtbare zusätzliche Einkommensquelle, die den Fortbestand des Hofes und die finanzielle Sicherheit der Familie sichert. Die kleinen Familienbetriebe in den Bergen stehen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Ein rein landwirtschaftlicher Betrieb kann für die meisten Bergbauernfamilien nicht ausreichend Einnahmen generieren, um alle Lebenshaltungskosten zu decken und langfristig bestehen zu bleiben.
Vielfalt im Nebenerwerb: Von Obstbau bis Handwerk
Ein Beispiel für den erfolgreichen Nebenerwerb ist die Familie Seebacher aus Bad Feilnbach. In dieser Region, die als das „bayerische Meran“ für ihr mildes Klima bekannt ist, baut die Familie seit Generationen zahlreiche Apfelsorten an. Ein kleiner Hofladen, der in zweiter Generation von Agnes Seebacher geführt wird, trägt erheblich zum Familieneinkommen bei. Neben frischem Obst werden hier auch Säfte, Fruchtaufstriche und andere hausgemachte Produkte angeboten. Mit viel Engagement und kreativen Ideen wird das Sortiment stetig erweitert, was den Hofladen zu einem beliebten Anlaufpunkt für Einheimische und Touristen macht. Auch der Tourismus ist für viele Bergbauern ein wichtiger Einkommenszweig. Ferienwohnungen und Fremdenzimmer inmitten der Alpen sind gefragt, und viele Bergbauern bieten ihren Gästen ein authentisches und naturverbundenes Urlaubserlebnis. Darüber hinaus betreiben einige Familien eigene Gewerbe, die oft in engem Bezug zur Natur stehen: Familie Riecke hat sich beispielsweise auf Garten- und Landschaftsbau spezialisiert, während die Familie Mayr ein Sägewerk betreibt. Auch Regina Hölzl, die neben der Landwirtschaft in der Futterberatung tätig ist, zeigt, wie vielseitig das Leben der Bergbauern sein kann.
Die Doppelbelastung im Alltag
Der Tagesablauf vieler Bergbauern ist streng getaktet. Der Tag beginnt früh mit der Versorgung der Tiere und den ersten Arbeiten auf dem Hof, bevor es für einige Familienmitglieder zur Arbeit außerhalb des Hofes geht. Abends steht dann die Stallarbeit an, wie das Melken der Kühe und die Pflege der Tiere. Häufig kommen die Bergbauern auf Arbeitszeiten von 12 bis 14 Stunden – an sieben Tagen die Woche, denn auch am Wochenende muss der Hof in Schuss gehalten und der Kontakt zu Feriengästen gepflegt werden. Neben der täglichen Routine fallen oft zusätzliche Aufgaben an, etwa die Instandhaltung des Hofes oder die Verarbeitung und Vermarktung hofeigener Produkte. Der Nebenerwerb bedeutet für viele Bergbauern deshalb nicht nur finanzielle Absicherung, sondern auch eine enorme zeitliche Belastung. Die Arbeitstage sind lang, und die Aufgaben auf Hof und Feld verlangen unermüdlichen Einsatz und Organisationstalent.
Tradition bewahren und den Hof sichern
Der Nebenerwerb hat jedoch auch eine wichtige kulturelle Funktion: Er ermöglicht es, den landwirtschaftlichen Betrieb im Familienbesitz zu halten und an die nächste Generation weiterzugeben. Die Kombination aus Landwirtschaft und zusätzlichen Einkommensquellen hilft, die einzigartige Bergbauernkultur in den Alpen zu bewahren. Auch wenn das Leben als Bergbauer durch den Nebenerwerb oft noch fordernder ist, bleibt das Ziel klar: den Hof zu erhalten, die Tradition weiterzuführen und die Lebensweise in den Bergen auch für zukünftige Generationen zu sichern.